1990

Der grosse Galopp

Der dritten Austragung des mit 500'000 Franken dotierten Mercedes-CSI vom 5. bis 8. Juli auf der offenen Rennbahn Oerlikon kam die Bedeutung einer eigentlichen Hauptprobe für die Springreiter-WM in Stockholm zu, die rund einen Monat später anstand. Kein Wunder, war der Mercedes-CSI auch 1990 mit 42 Reitern aus 11 Nationen wieder das bestbesetzte Springreiter-Turnier der Welt.

Die diesjährige Austragung stand aber auch im Zeichen des Abschieds von der offenen Rennbahn in Oerlikon. Denn der Mercedes-CSI war zu einer festen Grösse im Veranstaltungskalender gewachsen, an dem mit 29'000 Zuschauern (davon 10'000 am Sonntag) eine Rekordkulisse zu verzeichnen war und wo die Sponsoren eine möglichst langfrisige Planung wünschten.

Die sanierungsbedürftige Rennbahn reichte da nicht mehr. Zudem sahen sich die Bahn-Radfahrer in ihren Trainings- und Rennaktivitäten eingeschränkt und die Nachbarschaft beklagte sich über die Lärm-Imissionen. Die Gebrüder Theiler mussten sich also schon im Vorfeld der diesjährigen Veranstaltung Gedanken machen, wohin sie nächstes Jahr mit dem Mercedes-CSI zügeln möchten.

Sorgen bereitete den Organisatoren aber nicht nur die ungewisse Zukunft des Mercedes-CSI, sondern auch das Original-US-Rodeo, welches im Zentrum des diesjährigen Showblocks stand.

Tierschutzorganisationen liefen im Vorfeld Sturm, worauf das kantonale Veterinäramt ein Einreiseverbot für Pferde, Rinder und Reiter aus den USA erliess.

Nach zahlreichen Zugeständnissen durfte die Truppe dann doch einreisen - mit Ausnahme von zwei Rindern. Diese mussten in der Show durch zwei Kälber vom Hirzel ersetzt werden, welche im Verlaufe des Anlasses zu eigentlichen Publikumslieblingen avancierten.

Und am letzten Tag blieb den Organisatoren nichts anderes übrig, als noch zusätzliche Reiter aus Deutschland einfliegen zu lassen, weil die US-Profis mehr oder weniger alle ziemlich lädiert waren - drei von ihnen hatten gar den Arm gebrochen…

Bei der dritten Auflage des Mercedes-CSI erreichten die Schweizer Reiter in der Hauptprüfung - der European Classic vom Sonntag - erstmals Spitzenklassierungen. Hinter dem Sieger, dem Franzosen Roger-Yves Bost auf Norton de Rhuys, belegten Markus Fuchs auf Shandor und Willi Melliger auf Landlord die Ränge 2 und 3. Diese drei Reiter gelangten als einzige der 40 Teilnehmer ins Stechen.

Den Grand Prix vom Samstag gewann Joe Fargis (USA) auf Mill Pearl vor Michael Whitaker auf Mon Santa. Bester Schweizer wurde als Fünfter Philippe Guerdat auf Lanciano.