1995
Besuch aus dem Königshaus

Der achte Mercedes-CSI, welcher vom 23. bis 26. März stattfand, begann für die Organisatoren Rolf und Urs Theiler mit einer Schreckensnachricht: Knapp drei Wochen vor der Veranstaltung zog sich Parcoursbauer Paul Weier bei einem Reitunfall Rippenbrüche und einen Lungenriss zu. Doch der unverwüstliche 60-Jährige erholte sich so schnell, dass er seiner Aufgabe am Mercedes-CSI trotzdem nachgehen konnte.
Dies war für die Organisatoren umso wichtiger, als dass es ein Jahr vor den olympischen Spielen in Atlanta galt, den Schwierigkeitsgrad für die Reiterelite auf olympische Dimensionen auszurichten. Auf dem Papier zwar kein Problem, aber in der Praxis braucht es dazu einen erfahrenen Parcoursbauer wie Weier, der über das notwendige Fingerspitzengefühl verfügt.
Um für die Spitzenpferde optimale Bedingungen zu schaffen, investierten die Gebrüder Theiler 150'000 Franken in eine neue Parcoursunterlage, die Hermann Cuckek aus Sand und anderen Materialien gemischt hatte. Traditionell stark besetzt war auch dieses Jahr das erlesene Teilnehmerfeld: Es bestand aus 13 Nationen mit 15 der 20 Topreiter der Weltrangliste. Zu gewinnen gab es wieder ein Gesamtpreisgeld von 600'000 Franken. Schon fast traditionell auch der Publikumsrekord: 39'800 Zuschauer strömten in den vier Tagen ins Hallenstadion, allein 12'500 am Samstagabend.
Im Zentrum des diesjährigen Showblocks stand der erstmalige Auftritt der Household Cavalry, der berittenen Leibgarde der Queen. Das nobelste, älteste und einzige Garderegiment in der britischen Armee demonstrierte sein ausserordentliches Können im "Musical Ride".
In prachtvolle Uniformen gekleidet und mit Lanzen bewaffnet, ritten 24 Paare in wechselnden Tempi eine schwierige Quadrille, die Pferden und Menschen hinsichtlich Harmonie, Präzision und Disziplin alles abverlangte. Am Sonntag wurde die Show mit einer besonderen Einlage ergänzt: John Whitakers Super-Schimmel Milton, der im Jahr zuvor das letzte Mal am Mercedes-CSI am Start gewesen war, verabschiedete sich mit einer Ehrenrunde endgültig vom Zürcher Publikum.
Alles abverlangt wurde den Engländern auch beim Transport nach Zürich: Insgesamt 32 Personen waren mit 28 Pferden während 24 Stunden unterwegs.
Sie führten in 30 Containern und auf vier Lastwagen 1,5 Tonnen Material nach Zürich, welches sie am Montagabend - nach Stopps alle sechs Stunden zum Tränken der Pferde und zum Durstlöschen der Reiter - erreicht hatten. Der überlegene Sieger der European Classic, der mit 250'000 Franken dotierten Hauptprüfung, hiess Eddie Macken. Im Stechen verwies der 46jährige Ire auf seiner Weltklassestute Miss die überraschende Kanadierin Tani Zeidler auf Starvos auf den Ehrenplatz.
Als einziger Schweizer erreichte Stefan Lauber auf Escado das Stechen, in dem er zu forsch angriff, prompt zweimal scheiterte und sich deshalb mit dem 3. Rang bescheiden musste. Erneut einen Schweizer Triumph gabe es am Donnerstag im Grand Prix: Markus Fuchs wiederholte auf Goldlights seinen Triumph im vom Vorjahr. Der 40jährige St. Galler wendete in der mit 100'000 Franken dotierten Prüfung als Letztstartender derart eng, dass er die zuvor aufgestellte Bestzeit von Weltmeister Franke Sloothaak (De) auf Joli Coeur noch um 1,26 Sekunden verbesserte.

