1998
Unser Paradepferd am CSI

Die elfte Austragung des Mercedes-CSI vom 26. bis 29. März geriet für die Organisatoren Rolf und Urs Theiler zur Nervenprobe. Diese begann schon weit im Vorfeld, denn der Mercedes-CSI stand trotz wachsendem Erfolg vor dem Aus.
"Wenn wir jetzt entscheiden müssten, wäre das 11. Turnier das letzte", sagte Rolf Theiler im Januar. Der Grund für die düstere Prognose: Die neue Direktion unter André Bechir wünschte das Hallenstadion besser zu vermarkten. Die Mercedes-CSI-Organisatoren zahlten bisher 42'000 Franken Miete plus Umsatzabgaben von rund 100'000 Fr. aus der Restauration und stellten zudem festeingebaute Anlagen für 70'000 Fr. unentgeltlich zur Verfügung.
Und obwohl der Mercedes-CSI in den letzten Jahren nicht nur ein sportlicher Grossevent, sondern auch ein gesellschaftliches Ereignis geworden war und in der Region Zürich rund 25 Mio Fr. umsetzte, standen die Gebrüder Theiler noch im Januar vertragslos da. Am 11. März dann das grosse Aufatmen: Die beiden OK-Präsidenten konnten mit der Hallenstadion AG und der Messe Zürich einen neuen Vertrag über vier Jahre bis 2002 unterzeichnen. 1999 wird der Mercedes-CSI letztmals Ende März ausgetragen, anschliessend wird er jeweils am ersten Februar-Wochenende stattfinden.
Kaum war dieses Problem gelöst, wartete schon das nächste: Dank der Vermittlung von Jordaniens Prinzessin Haya Bint Al-Hussein plante man im Showteil, mit 32 Kamelen und 22 Araberpferden szenarische Bilder aus dem alltäglichen Leben der Beduinen in der Wüste vorzuführen.
Als die Tiere am Montagabend in Kloten gelandet waren, fehlten jedoch die erforderlichen Papiere und Atteste. Erst am Mittwochnachmittag konnten die Kamele und Pferde aus der Quarantäne entlassen werden, nachdem ihnen Blutproben genommen und ans Bundesamt für Veterinärwesen in Bern geschickt worden waren. So gab es für die Beduinen-Show nur eine kurze Trainingszeit, zumal noch einige der Kostüme für die Show versehentlich in Chicago statt in Zürich gelandet waren.
Während die Jordanier den Showteil bestritten, dominierten die Schweizer Reiter das sportliche Geschehen. Sie gewannen alle Hauptprüfungen am diesjährigen Mercedes-CSI. Allen voran Willi Melliger mit seinem Publikumsliebling Calvaro. Der Olympiazweite und EM-Dritte aus Neuendorf gewann am Sonntag im Stechen die mit 250'000 Franken dotierte Hauptprüfung.
Melligers weisser Calvaro siegte in der Barrage mit Null Fehlerpunkten und einem Vorsprung von 1,58 Sekunden vor dem braunen Calvaro des Holländers Jos Lansink. Nach einem Abwurf am Steilsprung nach zu enger Wende im Stechen klassierte sich Trophy-Vorjahressieger Hugo Simon (Oe) mit E.T. als Dritter. Bereits am Donnerstag blieb der Grand Prix die bevorzugte Prüfung der Schweizer Springreiter. Zum vierten Mal in den letzten fünf Jahren gewann in der Hauptprüfung des Starttages ein einheimischer Reiter. Nach dem Hattrick von Markus Fuchs mit Goldlights in den Jahren 1994 bis 1996 siegte nun Beat Mändli auf Poor Boy.

